Lieber Besucher…

13.9.2019 Teufel-Dreizack_19.09.13.Teufel3Zack Thomas Lienenlücke 5
Lienenlüke05
Lieber Besucher, herzlich willkommen auf meiner Homepage … und Sie werden feststellen, daß sie gerade eine Reise in meine tiefste Vergangenheit angetreten haben. Das liegt hauptsächlich daran, daß mein altes Bühnenprogramm abgespielt ist, und ein neues durch meine doch recht ausufernde Autoren,- und Regietätigkeit erst 2022 fertig sein wird. Bis dahin wird hier auch eine neue Internetpräsenz entstehen, vielleicht sogar in Farbe und mit bewegten Bildern – wenn sie mich in der Zwischenzeit als Autor kontaktieren möchten, tun Sie das doch bitte unter lienenluke@aol.com, dasselbe gilt für Kurzauftritte. Vielen herzlichen Dank, und – bleiben Sie bitte gesund! Ihr Thomas Lienenlüke.

PS
Wenn sie wissen möchten, was ich gerade als Autor mache oder bisher gemacht habe, die Vita ist einigermassen aktualisiert und überraschenderweise unter „Autor“ zu finden :-)

Malte

…viele entnervte Elterntagsbesucher, Pädagogen und sonstige Geniekinderelternopfer haben sich nach der Ausstrahlung vom Vereinsheim nach dem Text von Malte erkundigt…hier isser!

Malte (c) Thomas Lienenlüke
Malte kann tanzen
Malte kann reiten
Malte kann binomische Formeln ableiten
Malte kann Englisch
Malte kann spanisch
Und in einer Woche lernt er nebenbei Japanisch

Malte kann Jura
Malte kann Geige
Die Talente gehn bei Malte einfach nie zur Neige
Malte läuft schneller
Malte springt weiter
Für Malte wird mal angebaut auf der Karriereleiter

Ja wo vorne ist – da ist Malte dabei
Dabei ist er erst drei,
aber Malte ist hochbegabt! Hochbegabt!!

Malte kam schon auf die Welt mit Abitur
Nein der Papa gibt nicht an, er beschreibt Dich nur
Und für das Wunder hat er auch eine Erklärung:
Sex bei Vollmond und vegane Ernährung
Darum ist Malte heute hochbegabt!

Und in ein paar Jahren
– wird der Malte die Physik reformieren
Oder wenns schiefläuft
– in Polen einmarschieren
Malte wird Wimbledonsieger und Tokiohotel
Ganz egal was es ist, er wird es schaffen,
Malte lernt ja so schnell, denn er ist
Hochbegabt!

Im Sandkasten spielt der Marco mit der Silke
Malte sitzt abseits und blättert im Rilke
Später sieht man, wie der Malte den Björn haut
Papa sagt, er darf das – der Malte hat Burnout

Denn er ist hochbegabt! Hochbegabt!!

Es gibt nur ein Problem mit dem kleinen Genie
Hochbegabt isser nur in Papas Fantasie
Und als der wieder mal voll Stolz auf seinen Kleinen zeigt
– passiert es, dass ihm einer mal die Meinung geigt

Der Kindergärtner sagt: „Nehmnses nicht so schwer,
doch es gibt Stühle hier im Raum, die sind klüger als er.
Und es ist falsch, dass man sein Kind für Isaac Newton hält
nur weil es mitkriegt, dass die Spucke nach unten fällt

Deswegen ist es lange noch nicht hochbegabt!

Papa kommt nach Haus und ruft laut: Marlene!
Unser Kind ist kaputt, aktivier Deine Gene
Es tut mir leid, Schatz: Wir müssen nochmal miteinander schlafen!
Unter einem Bild von Albert Einstein!
Oder Roger Willemsen!
Und das Kind nennen wir Albert Roger!
Auch wenns ein Mädchen wird.
Hauptsache Hochbegabt! Hochbegabt!

Und im nächsten Urlaub
fällt vielleicht der Malte
ganz durch Zufall in eine kalte
Gletscherspalte…
Selber Schuld, er war nicht hochbegabt!
Das nächste Kind wird sicher hochbegabt!

(sinnloses Gehämmer auf den Tasten, fassungsloser Blick)

das Solo war jetzt gar nicht eingeplant, es ist mir einfach so passiert, wahrscheinlich bin ich hochbegabt
Irgendwann wird eins von diesen Blagen hochbegabt!

 

WDR 5 Vorleser

Liebe WDR 5 Hörer, nach der Ausstrahlung der letzten Vorleser haben mich einige nette Menschen nach einem Buch oder einer Textsammlung gefragt. Hat mich sehr geehrt, aber es gibt (noch) kein Buch, ich bin dabei, meine Kurzgeschichten zusammenzustellen, aber das wird noch etwas dauern. Zur Überbrückung aus besagter Sendung meine schönstes Drama seit langem:

 

Ich bin Torsten Sträter (c) Thomas Lienenlüke

Ich sehe normal aus, aber ich habe ein verrücktes Hobby. Ich lese Texte auf Bühnen. Manchmal. Manchmal mit Publikum, manchmal auch ohne. Ich hab lange nachgedacht und festgestellt – mit ist schöner. Aber auch seltener.

 

Mein Agent sagt, Lesen reicht nicht, du brauchst ein Alleinstellungsmerkmal, irgendwas, wo die Leute sofort sagen, das ist der mit dem Dings. Ich sage, ich könnte zum Beispiel nur von rosa Zetteln lesen. Oder himmelblauen. Mein Agent sagt – im Prinzip gut, aber damit lässt Du die Farbenblinden ausen vor. Und Farbenblinde haben eine große Lobby in Deutschland.

Ich lausche seinen Worten voller Demut und Liebe. Er ist ein weiser Mann.

Es muss irgendwas auffälliges sein, sagt er. Und farbneutral.

 

Ich sage, was wäre, wenn ich behaupte, ich wär beschnitten. Aus religiösen Gründen – das würde mich zusammen mit meinem deutschen Namen sehr geheimnisvoll erscheinen lassen. Mein Agent sagt – Ethno ist schon ziemlich überlaufen. Und ausserdem gibt es doch auf Youtube dieses eklige Video von Dir, von Marcos Junggesellenabschied, wenn man da ganz genau hinschaut … …

 

Ich sag, Du must nicht weiterreden, ich habe verstanden. Ich bin nicht beschnitten.

Lass dir doch ein kleines Bärtchen wachsen, sagt mein Agent, alles mit Hitler geht ganz gut im Moment. Ich bin angewidert. Wie kann er mir sowas vorschlagen. Hitler ist Comedy, ich bin seriöser Lesekünstler. Sowas geht nicht zusammen.

Dann komme ich auf die Idee, mir eine Bommelmütze zu kaufen, mein Agent sagt, Mütze geht nich, Mütze ist Torsten Sträter, ich sag, ja, aber Sträter ist ohne Bommel – das wird der Kenner auseinanderhalten. Literatur hat auch immer was mit genau hingucken zu tun. Ausserdem sind Bommelmützen retro. Und retro läuft wie Hulle.

Gesagt, getan, ich kaufe mir ein Dutzend Bommelmützen, weil ich auch ein gutes Merchandisegeschäft wittere. Mein Agent reagiert umgehend – auf seiner Homepage lese ich unter meinem Namen – „die Erscheinung des Künstlers gibt nicht zwingend die diesbezügliche Meinung der Agentur wieder. Die Agentur haftet nicht für das Aussehen ihrer Künstler.“

Ich weiss, ich bin ab jetzt auf mich selbst gestellt und bastel mir auf Facebook ein Künstlerprofil. „Wollmützenstorymann“ aus NRW. Der Kenner weiss Bescheid.  Zwinker zwinker!“

Dann lese ich abends in einem Cafe. Immerhin. Sechs Leute sind gekommen um den Mann mit der Wollmütze zu sehen. Eine Frau kommt enttäuscht auf mich zu.

„Och schade, ich dachte, Sie wären Torsten Sträter!“

Ich weiss nicht, was mich reitet, als ich sage: „Ich bin Torsten Sträter!“

„Ach. Im Fernsehen sind Sie schlanker,“ sagt die Frau.

Natürlich – die Kamera trägt ab, und das Fernsehen retuschiert uns Erfolgskünstlern allesamt unsere Wohlstandswampen weg, damit im einfachen Volk kein Sozialneid hochkommt. In Wahrheit sind wir alle in den Medien dick und satt – Florian Silbereisen kommt kaum noch durch die Toilettentür und Markus Lanz nennen wir alle nur: Den Klops. Der letzte ungefälschte Mann im Fernsehen war übrigens Dirk Bach.

Die Frau schaut bewundernd. Ich gefalle mir in meiner frischen Prominenz und denke mir schnell noch mehr Insiderwissen aus. Dann eine zweite Frau:

„Aber Ihre Stimme ist viel heller als im Radio!“

„Da sagen Sie was. Meine Stimme ist amselgleich und flötentönig – darum werde ich auch nie live gesendet. Ich spreche meine Texte, und dann reift die Stimme auf dem Band mehrere Jahre im kühlen WDR Keller nach, bis sie jenen fettig dunklen Klang nach Erdnussbutter und altem Olivenöl hat, den die Frauen so sehr lieben. Whisky, Gouda und Lesestimmen – ihr aller Ruhm zehrt nicht vom lichten Schmelz der Jugend.“

„Ach. Das ist ja hochinteressant!“

„Und ausserdem können Sie auch ganz leicht sehen, dass ich echt bin, wenn Sie mich gegens Licht halten erkennen Sie ein Wasserzeichen, das haben die ganzen Nachgemachten nicht. Jetzt isses aber blöderweise dunkel, doch ich werde lesen, bis der neue Tag sein junges Gesicht zeigt – dann können wir das nachholen!““

Dann wieder die zweite Frau: „Vom Gesicht her erinnern Sie mich eigentlich eher an diesen Kerl mit der Kappe aus den Mitternachtsspitzen, diesen hässlichen Rentner!“

„Der bin ich auch,“ höre ich mich sagen, „mit einem Job allein schlabberst Du heut nicht mehr die Sahne von der Kirsche … und in meiner Freizeit moderiere ich noch in Frauenkleidern mit verstellter Stimme eine Backsendung auf Sat 1.“

„Donnerwetter“ … sagt die Frau, „das klingt anstrengend.“

„Nicht anstrengender, als damals zur Finanzierung meines Studiums als Reinigungsgeselle 16 Stunden am Tag in einem dreckigen luftdichten Tank die verseuchten Reste hochgiftigen Ethanols von den rostigen Stahlwänden zu lecken, weil die wenigen Metallschwämmchen, die uns der herzenskalte Schinder von einem Vorarbeiter zuteilte, sich längst in der Säure zersetzt haben“

„Sowas haben sie gemacht?“ Fragt die Frau.

Ich nicke bedeutungsschwanger. „Fast – aber dann kam mir leider Bafög dazwischen, doch ich weiss sehr wohl, wie es sich anfühlt, beinahe so ein armer Hund gewesen zu sein.“

Jetzt entsteht ein peinliches Loch im Gespräch. Der Veranstalter kommt auf mich zu und fragt, wann ich endlich anfangen will. Ich will ihm höflich antworten, doch dann fällt mir ein, dass ich jetzt ja berühmt bin. Und Starallüren brauche. Ich frage ihn streng, warum kein walisisches Mineralwasser in meiner Garderobe steht. Er sagt, „weil Sie keine Garderobe haben.“ Darauf fällt mir nichts ein. Auch Starallüren wollen geübt sein.

Dann gehe ich auf die Bühne – in der Hand mein Ipad, Zettel war gestern. Ich bin ein moderner Poet, ein Poet 2.0. ein digitaler Dichter mit analogem Herz.

„Wohlan“ – sage ich ins Mikrofon, „eure Herzen dürsten nach Dichtung, und ich bin gekommen, ihren Durst zu stillen, hohe.“

Ich blicke auf mein Ipad, eine große schwarze Fläche. Nicht nur Analog war gestern, Strom war auch gestern, ich hab das Laden vergessen. Ich bin Rat,- und Hilflos, aber überspiele das mit gekonnter Unsicherheit. Ich halte das Ipad in die Luft.

Seht, dies ist ein Werk des Teufels – lesen sollst Du von ihm, doch ohne Strom ist es wie die dunkle Katze im leuchtenden Wald.

„Warum dunkle Katze im leuchtenen Wald? Wo ist denn da die gemeinsame Ebene?“ Ruft eine Frau dazwischen.

„Tja, da denken Sie mal drüber nach!“ entgegne ich keck, und bin überrascht von meiner eigenen Schlagfertigkeit. Dann fällt mir ein, dass ich noch ein Buch in der Tasche habe. Oliver Twist. Ich stehle mich vom Podium, hole das Buch, hülle es notdürftig in einen Schutzumschlag aus Servietten und beginne, mit fester Stimme zu lesen.

Schon nach wenigen Stunden erhebt sich Unmut, und ein Mann ruft – das ist aber nicht lustig!

Ich sage: „Das Leben ist auch nicht immer lustig, aber wir wollen heute miteinander lernen, auch wenns ernst wird, darf man kichern, manche Leute lachen auch auf Beerdigungen, lasst uns derweil wie diese Leute sein!“

Jetzt komme ich zu einer Stelle, an der der kleine Oliver Twist bei einem Einbruch angeschossen wird und von seinen ruchlosen Spiessgesellen hilflos im Strassengraben zurückgelassen wird. Alle lachen.

„Geht doch“ sage ich, Humor ist immer eine Frage der Perspektive.

Ich lese weiter, bis der Besitzer des Cafes mir von der Seite zuraunt, dass er jetzt gerne schliessen würde. Ich beende das unwürdige Schauspiel kurz bevor der Morgen graut, und Dame 2 kommt auf mich zu:

„Sie sind gar nicht Torsten Sträter!“

„Ertappt“, sage ich ertappt.

„Sie sind Charles Dickens, und Sie sprechen sehr gut Deutsch! Ich hab alle Ihre Bücher gelesen.“

„Ach, Sie sind das?“ scherze ich jovial und schenke ihr mein Buch mit Widmung.

„Herman Melville finde ich auch toll, kennen Sie Moby Dick?“

Ich spüre in mir das unbändige Verlangen, zu sagen: „Der bin ich auch!“

Aber man muss auch wissen, wanns genug ist.

Nightmare 3

Leider kein Traum…sondern die gerade eingegangene ebenso betrunkene wie ernst gemeinte Anfrage eines zurecht erfolglosen Sitzungskarnevalisten: Jung, isch brauch dringend n Lied…isch sach ma so, nur so rischtungsweisend…et soll sein wie: „Isch hab drei Haare auf der Brust, isch bin ein Bär“…nur mit weniger Text. Krisse dat hin?

Fame…

…hatte gerade ein sehr anregendes Gespräch über den deutschen Filmpreis und die Aussparung jeglicher auch nur in den Hauch eines Verdachts von möglichem Erfolg kommende Filme bei der Preisvergabe. Ich selbst habe leider momentan nur wenig Zeit, aber ich würde gern ein paar Ideen mit unterschiedlichen Erfolgsaussichten posten. Vielleicht inspirierts ja jemanden:
Was tatsächlich gut geht sind mehrfach ausgegrenzte Aussenseiter mit einem grossen Ziel, das sie zu erreichen trachten, aber obacht – nicht alle Aussenseiter sind gleich preiswürdig. Gute Chancen hätte zum Beispiel ein Film mit dem Titel: „Der Klang vom Fallen der Kirschen im Schnee“. Inhalt: Der homosexuelle Cellist Yehudi möchte vor seinem baldigen läukämiebedingten Ableben noch einmal ein Cellokonzert auf den Golanhöhen spielen, um für Verständigung zwischen den Völkern zu sorgen. Doch die Begegnung mit der einarmigen Harfenistin Olga, die, seit sie ihren linken Arm bei der Rettung des schwer misshandelten Mischlingsrüden „Gustav“ aus einem gefrorenen Weiher verloren hatte, nur noch stoisch an der zweigstrichenen A – Seite ihrer noch nicht komplett abbezahlten Harfe zupft und dabei langsam in den Wahnsinn gleitet, bringt Yehudi auf eine tollkühne Idee… . Weiter muss man nicht erzählen, das Konzept ist bei der Filmförderung schon so gut wie durchgewunken, zahlreiche anämische Absolventen der Falckenbergschule stehen bereits bei Fuss um mit nötiger Schwere den sperrigen Stoff nicht mit zuviel Leichtigkeit davonkommen zu lassen. Schwieriger hätte es lolatechnisch folgender Aussenseiter mit grossem Ziel. Der Titel des Films: „Börps!!!“ Harry ist 14 und hat die Hauptschule geschmissen, um Zeit für das rülpsen üben zu haben. Er plant nämlich einen Namenrülpscontest gegen Mario Barth im Olympiastadion…nee, könnter vergessen. Demnächst mehr dazu, einstweilen liebe Grüsse vom Thomas

R.I.P.

Dirk Bach ist tot. 96 gefällt das. Genau so las ichs gestern auf Facebook…Hallo? Gehts noch???????????????????

Lob des konsequenten Kochens

Alle Zeitungen sind voll von Lobeshymnen auf Köche – Drei,-Zwei,- und Einsternedödel, die immer irgendwas an zweierlei an dreierlei von irgendwas anderem kochen, TV Brutzler, die in 20 Minuten ein Dreigängemenü von erlesenster Vielfalt zu zaubern vermögen, aber: Niemand huldigt den wahren Meistern, den verborgenen Genies, die imstande sind, wahrhaft unvergessene Gastmahle zu zaubern, Speisungen, an deren Teilnahme man sich noch Dekaden später mit wohligem Schaudern erinnern wird, wenn all die hohlen Safranzauber und Reduktionsversossungen der Lafers und Linsters längst ihrer wohlverdienten Vergessenheit anheimgefallen sind. Mir wurde eine solche Mahlzeit in Ägypten während einer Mittagspause zwischen der Besichtigung des Luxortempels und der Nilüberquerung zum Tal der Könige zuteil. Und so sehr ich mich nun mühen werde: Die ganze olfaktorische und sensorische Pracht dieses Mahls wird nicht in Worten einzufangen sein – lasst es mich in Demut trotzdem versuchen und mit dem schlichtesten Element beginnen:
Reis – ja, Reis, Du bist, selbst wenn Du ohne Beilage serviert wirst, durchaus von eigenem Geschmack und mitunter fast vorwitzig kecker Eitelkeit was die Zurschaustellung Deiner Aromen, genährt vom Adel deines Onkels Basmati und von Tante Langkorn, angeht. Doch heute hast Du Deinen Meister gefunden, der Dich demütig wieder das sein lässt, als was die Speisekarte Dich ausweist: Sättigungsbeilage, die du, durch zahllose Wässerungen auch des letzten Hauches von Geschmack entledigt, endlich nur noch das sein darfst, was deiner innersten Bestimmung nach nachhaltig in uns hungrigen Menschenkindern zu wirken trachtet – als milchig weisses in grossen Edelstahlsärgen zersimmertes Kalorienbreichen. Und was muss ich da hören? Ruft da wirklich jemand nach Salz? Salz? Jenem unheilvollen Pulver, welches einst den Reichtum des ehrbaren Kaufmanns mehrte, um ebendiesen dann Millennien später mit der somnambulen industrieraffinierten Salzigkeit seiner Billigbrüder aus den Salinen in die Bitterniss tiefer Verarmung zu stürzen? Von diesem Teufelspulver hielt Dich unser Koch ebenso sorgsam und liebend fern wie von jedweder Brühe, jenem ausgekochten Trunk, der sich diebisch der Aromen des harmlos in ihm siedenden vergangenen Lebens bemächtigt um ihn dann – nur scheinbar selbstlos – an Brühkartoffeln oder Risottoanwärter weiterzugeben. Doch was wärst Du, Du guter geschmackloser Reis ohne Deinen besten Gefährten, das wohlzerfaserte und durchunddurchunddurchtrockene Huhn. Wie oft geschieht es, dass ein Huhn direkt nach seiner Schlachtung frisch und saftig auf einem Teller landet, ohne ebenjene so wichtige Metamorphose durchlaufen zu haben, die aus dem einstmals blühenden flatternden blühenden Leben die schweren und fahlen ewigen Schatten des Hades schafft. Nicht so an jenem Mittag unter der sengenden Sonne des Ra. Hier im Land der Einbalsamierer waren Meister am Werk, die schon vor tausenden von Jahren durch die heilende Kraft der Trocknung aus vergänglichem Leben Mumien für die Ewigkeit zu schaffen imstande waren – und ich muss, nein, ich darf es als Zeichen der besonderen Gastfreundschaft werten, dass sie mir, dem doch nur so flüchtig vorbeieilenden Reisenden nicht weniger lang zurückliegende fleischene Historie in mein festliches Mahl mengten. In diesem Fall eben in Form dieses mürben Vogels. Hatte er bereits einem Pharao in der Falknerei wertvolle Dienste geleistet, würde mein zögernder Biss vielleicht Pretiosen im Innersten dieses fliegenden Zeitzeugen herbeifördern, neben denen die plumpen Buddelklumpen eines Howard Carter in die archäologische Bedeutungslosigkeit zu plumpsen drohten? Wir werden es nicht erfahren – tiefe Demut vor der Geschichte Ägyptens und der Haltbarkeit meiner Backenzahnüberkronung liess mich von der inhaltlichen und geschmacklichen Durchdringung des gefiederten Zeitzeugen Abstand nehmen. Doch ich höre schon Euer Wehklagen, Freunde des billigen Effekts, des milden Aromas, der Überwürzung unserer Welt. Wo bleibt denn der eschmack? Nun: Keinesfalls war mein Mahl frei von Aromen, denn das Gedächtnis all der Geschmäcker vergangener Zeiten befindet sich im extra für diese Speisungen bereitgestellten Geschirr. Fernab von der Unsitte, den leergegessenen Teller mit der harschen Bürste oder dem Spülautomaten seiner mühsam erworbenen Individualität zu berauben – nein, hier auf dem trübweissen Plastegeschirr lebten Generationen von bereits verzehrten Festmahlen friedlich und wunderschön nebeneinander. Ein Palimpsest des Genusses, flankiert von Besteck, das nur zu gern den gleichen Geist auszusenden bereit war. Wessen Mund mag die leichten tomatigen Schlieren gezogen haben, die die forschen Zinken der Gabel vom Griff trennten wie der Nil den Karnaktempel von Westtheben? Ein Pharao, ein Sultan, eine Reisegruppe aus Herne? Ja, vor Gott und der Gabelschliere sind alle Menschen gleich. Doch bevor ich mich im Detail verliere…mir wird grad etwas anders…sorry…

Ach ja: Abends dann McDonalds…gar nicht so übel, diese Amis…

Clever…

Staune gerade ehrfürchtig über die ARD Themenwoche Tod. Clevere Idee…wenn da die Quote verreckt, kann man immer noch sagen: Das gehört zum Konzept…

Sanfter, Rebell 1

…irgendwie kommt mir grad alles so rational vor, mein Leben ist so durchstrukturiert und geordnet, alle Entscheidungen so kopfgesteuert. Aber ich, habe jetzt angefangen Kommas, nach Gefühl zu, setzen herrlich, das befreit, ungemein,

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Stern? Schnuppe!

…nachdem ich vor einigen Jahren endlich begonnen habe, etwas für meine Altersvorsorge zu tun, lese ich jetzt, dass sich die Milchstrasse in nur 4 Milliarden Jahren mit dem Andromedanebel kreuzt und dabei die Erde vermutlich sowieso hopsgeht. Seitdem es so stark an reellen Zukunftsperspektiven fehlt, komm ich irgendwie schwerer aus dem Bett…